Beschreibung
Die Auseinandersetzung mit den Paradigmen der europäischen Modernewie dem Fortschrittsgedanken und die Frage nach Verwestlichung und
Europäisierung gehören zu den Hauptthemen der türkischen Literaturgeschichte. Der Untergang des Osmanischen Reiches und die Gründung
der Republik Türkei (1923) führten zu breiten Debatten über die Orientierung der Türkei an ›westlichen‹ oder ›östlichen‹ Lebensweisen. In seinem frührepublikanischen Roman Fatih-Harbiye (1930) kontrastiert der
bekannte Autor und Schriftsteller Peyami Safa die ›östlichen‹ Lebensrealitäten des konservativen Istanbuler Stadtteils Fatih mit jenen des ›westlich‹ geprägten Bezirks Beyoğlu anhand einer Dreiecksliebesgeschichte. Die junge Neriman möchte aus dem ärmlichen familiären Kontext in
Fatih und aus ihrer Beziehung mit Şinasi ausbrechen und unternimmt
regelmäßige Ausflüge nach Beyoğlu, wo sie den reichen und europäisch
orientierten Macit kennenlernt. Die Straßenbahnlinie zwischen Fatih und
Beyoğlu wird zum Symbol von Nerimans Mobilität: Während der melancholische, vergangenheitsbezogene Şinasi sein Viertel nicht verlässt,
ist es Neriman, die die Grenzen zwischen diesen zwei als unvereinbar
dargestellten Welten regelmäßig übertritt. Dieser Vortrag untersucht, inwiefern im Roman die Kategorien »Weiblichkeit« und »westliche Lebensweise« anhand der Figur von Neriman mit Mobilität und Zukunft verbunden werden. Gleichzeitig wird gezeigt, inwiefern »Männlichkeit« und
»östliche Lebensweise« mit Stillstand und der Vergangenheit in Bezug
gebracht werden. Die oftmals dichotomen Zuschreibungen und Bruchlinien werden unter der Berücksichtigung
Zeitraum | 18 März 2021 |
---|---|
Ereignistitel | Entangled Im/Mobilities: Mobility Studies - Perspectives from the Humanities and Social Sciences |
Veranstaltungstyp | Vortragsreihe, Kolloquium |
Ort | Wien, Unbekannt/undefiniertAuf Karte anzeigen |
Bekanntheitsgrad | International |
Schlagwörter
- Türkische Literatur
- Mobility
- Peyami Safa