Beschreibung
Im Rahmen des FWF-Projekts "Diskurse des Kalten Krieges" findet von Donnerstag, 26. bis Samstag, 28. September 2013 am Institut für Germanistik der Universität Wien eine internationale Konferenz zur deutschsprachigen Literatur im und zum Kalten Krieg statt. Wie die steigende Anzahl an Publikationen und Tagungen beweist, hat die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Kalten Krieg seit dessen Ende eine dynamische Entwicklung durchlaufen. War es anfangs vor allem die Geschichtswissenschaft, der sich durch die Öffnung von Archiven neue Forschungsmöglichkeiten erschlossen, so ist in den letzten Jahren ein verstärktes kulturwissenschaftliches Interesse an den Konfliktfeldern, Deutungsmustern und Narrativen des Kalten Krieges festzustellen. Ohne ideologische Altlasten "Erst durch die Auflösung der mit dem Kalten Krieg verbundenen starren ideologischen Formationen besteht heute die Möglichkeit eines neuen Blicks auf diese Phase", so Germanist Günther Stocker, Organisator der Konferenz und Leiter des FWF-Projekts. Seiner Meinung nach lässt sich erst in der heutigen Zeit ohne ideologische Altlasten über die Spannungsfelder nachdenken, in denen die Literatur der Nachkriegszeit verortet war. Angesprochen sind mit "Spannungsfeldern" die diskursive Zweiteilung der Welt ebenso wie der drohende Atomkrieg, die (partei-)politischen Loyalitäten von AutorInnen sowie deren Brüche, die Vernetzung einzelner AutorInnen im Rahmen internationaler Organisationen wie dem "Kongress für kulturelle Freiheit" und die Frage von opportunen oder verbotenen Themen, Schreibweisen und Publikationsorten. Spannungsfeld zwischen pro- und anti-kommunistischer Kulturpolitik Literatur- und Kulturschaffende waren im Kalten Krieg keineswegs passive Figuren, die von Machthabern willkürlich verschoben werden konnten, sondern positionierten sich bewusst und von vielfältigen Faktoren beeinflusst in den herrschenden Diskursen, die sie im gleichen Zug auch mitprägten. Diese Positionierungen und ihre Auswirkungen lassen sich anhand biographischer Zeugnisse, Zeitungsberichte, Briefe, Aufsätze und Dokumente, vor allem aber auch anhand der literarischen Arbeiten selbst untersuchen. Die künstlerische Darstellungsform erlaubt verschiedenste Verhaltensweisen gegenüber dem politischen Spannungsfeld zwischen pro- und anti-kommunistischer (Kultur)politik, mit dem AutorInnen unweigerlich konfrontiert waren. Eine Reihe mittlerweile kanonisierter AutorInnen reagierte mit dem Rückzug auf eine 'unpolitische' Literaturproduktion, was dazu führte, dass die Literaturwissenschaft das Verhältnis zwischen Politik und Literatur im Kalten Krieg vielfach übersah. Demgegenüber steht eine Vielzahl von AutorInnen, die sich aktiv zu zeitpolitischen Fragen äußerten, Antiatomkriegsdramen verfassten, sich für den Dialog zwischen Ost und West engagierten oder eines der beiden Systeme auf ihre je spezifische literarische Weise propagierten. Konferenz: Kulturelle Kampfstrategien und mehr Auf der international angelegten Konferenz werden WissenschafterInnen aus den USA, Italien, Deutschland, der Schweiz und Österreich ihre Forschungen zu einzelnen literarischen Werken, zur Literaturpolitik, zu Gebrauchstexten, Publizistik und Verlagswesen im Kontext des Kalten Krieges präsentieren und diskutieren. Von kulturellen Kampfstrategien wie der Versendung von verbotenen Texten über die östliche Zonengrenze mittels Ballon, über ästhetische Fragen zur Darstellung der Atombombe und literarisch umgesetzte Totalitarismustheorien bis hin zu diskursiven Feindbildkonstruktionen wird die Konferenz unterschiedlichste Themen ansprechen.Zeitraum | 26 Sept. 2013 → 28 Sept. 2013 |
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Veranstaltungstyp | Konferenz |
Ort | Wien, ÖsterreichAuf Karte anzeigen |