Beschreibung
Die aktuellen Zahlen der Statistik Austria zeigen deutlich, dass auch in der Steiermark der Trend klar in Richtung Stadtbesiedelung geht: Allein im Großraum Graz haben sich im vergangenen Jahr 5.000 Menschen neu niedergelassen, während sieben steirische Bezirke teils erhebliche Bevölkerungsrückgänge aufwiesen.
Keine Trendumkehr durch Reform
Und diese Entwicklung könne auch die Gemeindestrukturreform nicht stoppen, sagt der führende Bevölkerungsforscher Österreichs, der Wiener Heinz Fassmann - die neue Struktur könne die Landflucht maximal verlangsamen.
Laut Fassmann liegen „die wesentlichen Ursachen in den wachsenden Attraktivitäten der Städte. Die Städte sind heute Bildungsorte geworden, Universitäten befinden sich dort. Und mit dieser Entwicklung unserer Gesellschaft steigt auch der Bedeutungsbereich des gesamten tertiären Bildungssektors. Also wer Bildung konsumieren will, muss in die Stadt. Wer dann vielleicht auch einen bildungsadäquaten Job antreten möchte, muss gleich auch in der Stadt bleiben und hat wenig Chancen, wieder zurückzugehen.“
Stärkung durch Anbindung
Die naheliegende Idee, den ländlichen Raum durch neue Bildungsinstitutionen zu stärken, wäre laut Fassmann aber kontraproduktiv: „Dort, wo ich die Bildungsinstitution hinsetze, dieser Ort würde sich dann zu einem zentralen Ort entwickeln und würde abermals den umgebenden ländlichen Raum aussaugen.“
Ein besserer Ansatz sei es, den ländlichen Raum stärker an die Stadt und die Stadtregionen anzubinden, etwa über eine bessere Erreichbarkeit, damit auch die Bevölkerung am Land vom Bildungssystem und Arbeitsmarkt der Stadt profitieren kann: „Der ländliche Raum im Einzugsgebiet zu einer Stadtregion hat gute Chancen, die Bevölkerung zu erhalten und zu bewahren und auch attraktiv zu bleiben.“
Auch Städte vor Herausforderungen
„Die Ballungsräume stehen meiner Ansicht nach vor zwei großen Herausforderungen: Das eine ist sicherlich Attraktivität erhalten, im Bildungsbereich beispielsweise. Universitäten sind sehr wichtig, Forschungseinrichtungen sind sehr wichtig, Konzernzentralen. Aber auch die Anbindung über Flughäfen oder Hochleistungsbahnen an größere Netze ist auch ganz wichtig“, so Fassmann. Und weiter: „Die zweite Herausforderung, weil auch die Balungsräume selber sich ungleich entwickeln: Wir haben die Kernstädte und die verlieren eher an Wohnbevölkerung und geben diese an die suburbanen Bezirke um die Stadt herum ab und da müssen wir schauen, dass wir eine gute Planung haben.“
Stadt und Umgebung fusionieren
„Das ist auch die Schwierigkeit, denn wir haben derzeit ein Planungssystem, das das Land umfasst und dann die Gemeinde. Und eine Gemeinde kann für sich relativ autonom planen. Aber wir haben wenig Regionalplanung - Stadtregionalplanung - und dieses Defizit auszugleichen, das ist eine ganz wichtige Notwendigkeit, ist im Regierungsprogramm auch angedeutet, aber harrt der Realisierung“, meint Fassmann.
Auch stießen erste Versuche, etwa Graz mit seiner Umgebung zu fusionieren, zuletzt auf heftige Gegenwehr - mehr dazu in Skepsis im Umland zu Groß-Graz (21.6.2012).
Zeitraum | 20 Feb. 2015 |
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Medienabdeckung
Medienabdeckung
Titel Neue Gemeindestruktur stoppt Landflucht nicht Medienbezeichnung/Outlet ORF Steiermark Datum der Veröffentlichung 20/02/15 Personen Heinz Faßmann