Wie Schule diskriminiert. Risikofaktor Sprache.

Presse/Medien: Expertenkommentar

Beschreibung

Wie Schule diskriminiert

 

Wenn einzelne Schüler:innen von Lehrer:innen abgewertet und bloßgestellt werden, ist das nur die Spitze des Eisberges. Schule in Österreich scheitert nach wie vor an der Aufgabe, allen Kindern den gleichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

 

Risikofaktor Sprache

İnci Dirim, Professorin für Deutsch als Zweitsprache an der Universität Wien, hält dazu gegenüber der Arbeit&Wirtschaft fest: „Das österreichische Bildungssystem ist derzeit noch nicht in der Lage, dafür zu sorgen, dass Deutsch als Zweitsprache keinen Benachteiligungsfaktor darstellt – im Gegenteil: Deutsch als Zweitsprache stellt einen großen Risikofaktor für ein Scheitern im Bildungssystem dar.“ Hart geht sie dabei mit dem Modell der Deutschförderklassen ins Gericht. „Sozial gesehen ist diese weitgehend segregative Beschulung als schädlich zu betrachten.“ Aber auch sprachlich gesehen sei nicht klar, welchen Erfolg diese Klassen brächten. „Ich verstehe hier den Forschungsstand so, dass eine Kombination von integrativer und zusätzlicher Deutschförderung als ertragreicher gesehen wird als Deutschförderklassen, die nur wenige Elemente der Integration in die Regelklasse aufweisen.“

Dirim spricht sich daher für eine integrative Deutschförderung und Angebote der sprachlichen Bildung in allen Schulfächern aus, ergänzt um ein Zusatzangebot für Schüler:innen, die sich noch im Deutschlernprozess befinden. Stark ausgebaut werden sollte zudem der Unterricht in Erstsprachen von Schüler:innen. „Bilinguale und mehrsprachige Schulprojekte wären sehr wünschenswert, weil diese in internationalen Studien sehr erfolgreich abschneiden.“ Ebenfalls als wünschenswert sieht die Sprachwissenschafterin bilinguale und mehrsprachige Alphabetisierung in der Schuleingangsphase. Migrationssprachen sollten zudem dringend als Maturasprachen ausgebaut werden. „Dies wäre für Schüler:innen eine große Chance, ihre zu Hause erworbenen Sprachen auf ein bildungssprachliches Niveau zu bringen.“

Wo für sie Diskriminierung im heimischen Bildungssystem besonders spürbar wird: in den auch von Dirim kritisierten Deutschförderklassen. Der Übergang von diesen Klassen in den Regelschulbetrieb sei ein recht kritischer Prozess, meint sie, und Diskriminierung werde dabei nicht nur für die Kinder, sondern auch deren Eltern spürbar. „Eltern wissen vielfach nicht, wie sie da im Sinn ihrer Kinder dranbleiben können, wie sie sich Gehör verschaffen können.“ Vielfach werde mit Müttern und Vätern, die nicht über gute Deutschkenntnisse verfügen, seitens der Schulen grundsätzlich nicht adäquat kommuniziert.

 

  

Arbeit&Wirtschaft Magazin (Web)

  

 

Zeitraum23 Feb. 2022

Medienbeiträge

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Medienbeiträge

  • TitelWie Schule diskriminiert. Risikofaktor Sprache.
    BekanntheitsgradNational
    Medienbezeichnung/OutletArbeit&Wirtschaft Magazin
    MedienformatWeb
    Land/GebietÖsterreich
    Datum der Veröffentlichung23/02/22
    BeschreibungWenn einzelne Schüler:innen von Lehrer:innen abgewertet und bloßgestellt werden, ist das nur die Spitze des Eisberges. Schule in Österreich scheitert nach wie vor an der Aufgabe, allen Kindern den gleichen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.
    Produzent/AutorChefredaktion: Eva Winterer
    PersonenInci Dirim