Alfred Schütz in Wien: Die kommunikative Vereinbarung des Unvereinbaren

  • Pfadenhauer, Michaela (Projektleiter*in)
  • Grenz, Tilo (Co-Projektleiter*in)
  • Kirsch, Hanna Valentina (Projektadministrator*in)
  • Schlembach, Christopher (Wissenschaftliche*r Projektmitarbeiter*in)
  • Casata, Raphaela (Wissenschaftliche*r Projektmitarbeiter*in)

Projekt: Forschungsförderung

Projektdetails

Abstract

Das Forschungsprojekt setzt an der besonderen soziohistorischen Situation an, die Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts prägte: Die lokale Dichte an Wissenschaftlern hatte nach dem Zusammenbruch der Habsburg-Monarchie stark zugenommen, es hatte sich eine zunehmend angespannte politische Situation zwischen konservativen und liberalen Lagern eingestellt und an der Universität Wien hatte sich eine gezielte Marginalisierung jüdischer Intellektuelle ebenso wie Frauen eingestellt. Diskussionszirkel außerhalb der Universität, unter denen der „Wiener Kreis“ weltweite Berühmtheit erlangte, gewannen erheblich an Bedeutung. Gelehrtenassoziationen wie diese zeichneten sich durch einen soziohistorisch einmaligen Denkstil aus: Im intensiven Dialog wurden widersprüchliche und innerakademisch mithin ungeläufige (oder verdrängte) Begriffe, Methoden und Theorien miteinander ins Benehmen gesetzt.

Im Projekt soll dieser speziellen Form des Austauschs und dem kulturellen Ermöglichungsmoment der Zirkel für einen Werkentwurf wie jenem von Alfred Schütz erstmals systematisch nachgegangen werden. Alfred Schütz erscheint dabei als exemplarischer Vertreter eines Kreis-Gängers, der zeitgleich im „Mises-Privatseminar“, dem „Geist-Kreis“ und dem „Kelsen-Privatseminar“ partizipierte. Sein noch in Wien veröffentlichtes Werk „Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt“ (1932) legt Zeugnis vom speziellen Denkstil der Kreise ab: Bis dato als unvereinbar geltende philosophische und sozialwissenschaftliche Positionen werden in Schützens Theorieentwurf nicht nur aufeinander bezogen, sondern auch vermittelt.

Am Beispiel der drei von Schütz frequentierten Kreise behandelt das Projekt die Frage, wie in einer gezielt herbeigeführten Situation fachlicher und theoretischer Heterogenität widersprüchliche Wissenschaftspositionen bearbeitet wurden. Mit der konzeptionellen Auffassung der Zirkel als Kommunikative Wissenskulturen zielt die Forschung auf die hier vorfindliche(n) spezifische(n) Kultur(en) der Wissensproduktion ab. Zur Bearbeitung der Fragestellungen werden sowohl Selbstzeugnisse der Kreis-GängerInnen und BeobachterInnen dieser als auch Archivmaterial, welches Hinweise zu den Zirkeln liefert, herangezogen.

Laufzeit: 2017-2019
Förderung: Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung
KurztitelAlfred Schütz in Wien
StatusAbgeschlossen
Tatsächlicher Beginn/ -es Ende1/04/1731/08/19
  • Produktiv im Kreis gehen

    Grenz, T., 23 Juni 2020

    Veröffentlichungen: Elektronische/multimediale VeröffentlichungRadiosendung