Arbeitsplatzabhängiges Wohnen im (post-)kolonialen Afrika

  • Rüther, Kirsten (Projektleiter*in)
  • Waldburger, Daniela (Wissenschaftliche*r Projektmitarbeiter*in)
  • Barker-Ciganikova, Martina (Wissenschaftliche*r Projektmitarbeiter*in)
  • Bodenstein, Carl-Philipp (Wissenschaftliche*r Projektmitarbeiter*in)

    Projekt: Forschungsförderung

    Projektdetails

    Abstract

    Die Dekaden unmittelbar vor und nach der Unabhängigkeit zeichneten sich durch eine bis dahin noch nie dagewesene Nachfrage nach Wohnraum aus. Wohnen blieb seither ein drängendes Anliegen von Urbanisierung und ein relevantes Schlüsselthema der kolonialen und postkolonialen Geschichte Afrikas. Übergreifende Zielsetzung des Forschungsvorhabens bildet die Untersuchung dessen, wie arbeitsplatzabhängiges Wohnen zwischen den 1940er und 1970er Jahren als Instrument kolonialer Imperien (und später der unabhängigen afrikanischen Staaten) diente, um Machtausübung über Gesellschaften zu planen und „koloniale Subjekte“ (später StaatsbürgerInnen) zu disziplinieren. Dazu verwenden wir drei unterschiedliche analytische Ebenen: Handlungsmacht (agency), Sprachverwendung (language usage) und Governance. Herausgearbeitet wird dabei, wer in das arbeitsplatzabhängige Wohnen involviert war, zu welchen kommunikativen Mitteln die eingebundenen Akteure griffen und wie eine Reihe von Regeln und Entscheidungen im Zusammenhang mit arbeitsplatzabhängigem Wohnen Veränderungen von Machtbeziehungen schufen.
    Die Unterbringung von Arbeitern repräsentierte innerhalb der kolonialen Landschaft das am weitesten verbreitete Bauelement und dominierte die Gestaltung des kulturellen urbanen Raums. Drei Fallstudien (Livingstone, Lubumbashi, Thika) dienen dabei als Lupe, um die sich permanent wandelnden Spannungen und Beziehungen zwischen Staat, Hauptarbeitgebern und Gesellschaft zu ergründen. Wir werden den Fokus auf mittelfristige Veränderungen und Kontinuitäten der Wohnverhältnisse von Männern und Frauen legen, die in der Bergbauindustrie, der kommerziellen Landwirtschaft oder als Schreibkräfte/Büroangestellte in der Lokalverwaltung lebten und arbeiteten.
    Das Projekt zeichnet sich durch gelebte Interdisziplinarität aus. Als ForscherInnengruppe aus unterschiedlichen Disziplinen können wir auf ein breites Spektrum von Expertise, Erfahrungen und Methoden zurückgreifen: a) einen sozio-historisch orientierten rekonstruierenden Zugang; b) auf Sprach-, Diskurs- und Bildanalyse; und c), auf Oral History und qualitative Interviews.
    Dieses Projekt ist höchst innovativ und verfügt durch die Verknüpfung von Fragen des Wohnens mit solchen der Regierungskontrolle über ein bedeutendes Potential, um der internationalen akademischen Öffentlichkeit neue Einsichten zu unterbreiten. Ansätze zu einer systematischen, vergleichenden Dokumentation in einer Langzeitperspektive, wie sich die Umsetzung der Schaffung von Wohnraum für AfrikanerInnen auswirkte, blieben bisher aus. Die ausgewählten Fallstudien aus drei atypischen urbanen Kontexten in der DR Kongo, in Kenia, und Sambia erlauben eine breit gefächerte Diskussion zu Wohnen und Stadtentwicklung. Angestrebt wird daher nicht nur eine vergleichende, inter-afrikanische Perspektive, sondern auch eine über Afrika hinausgehende Öffnung hin zu den jeweiligen Metropolen (Brüssel resp. London). In Überwindung der eher gängigen Unterscheidung von kolonial vs. postkolonial planen wir, zugrunde liegende Kontinuitäten und Veränderungen im arbeitsplatzabhängigen Wohnen über zwei wesentliche Zeitperioden hinweg zu beleuchten, bisweilen auch auf Fragen gegenwärtiger Wohn- und Stadtentwicklung hinzuweisen.
    KurztitelArbeitsplatzabhängiges Wohnen im (post-)kolonialen Afrika
    StatusAbgeschlossen
    Tatsächlicher Beginn/ -es Ende1/03/1728/02/21

    Schlagwörter

    • employment-tied housing
    • language usuage
    • colonial and development policies
    • governance
    • disciplining of African citizens
    • agency in urban settings