Arbeitsvermittlung im Kontext migrationsbedingter sprachlicher Diversität

Projekt: Forschungsförderung

Projektdetails

Abstract

Projektlaufzeit: 9/2019-8/2021
Fördergeber: Jubiläumsfonds der ÖNB
Projektteam: Elisabeth Scheibelhofer, Anna-Katharina Draxl und Clara Holzinger

Kontakt: [email protected]
Publikationen: siehe Links unten - bei Interesse an weiteren Publikationen aus dem Projekt kontaktieren Sie bitte [email protected]

Der Umgang mit Diversität ist entscheidend für soziale Gerechtigkeit in „super-diversen“ (Vertovec 2007) Migrationsgesellschaften und stellt für alle beteiligten Akteur_innen eine Herausforderung dar. Insbesondere Institutionen müssen hinterfragen, wie mit Vielfalt umzugehen ist, insbesondere mit der migrationsbedingt hochrelevanten sprachlichen Diversität. Da Arbeitsmarktzugang wesentlich für gesellschaftliche Teilhabe ist, stellt in Österreich das Arbeitsmarktservice (AMS) in diesem Zusammenhang eine zentrale Institution dar.
AMIGS (ArbeitMigrationSprache) setzt sich mit Arbeitsvermittlung im Kontext sprachlicher Diversität auseinander. Konkret soll dies am Beispiel des AMS untersucht werden, wobei vor allem die Binnenperspektive der Institution im Fokus steht. Die Forschung baut dabei auf vorangegangenem TRANSWEL-Projekt (https://transwel.org/) auf, in dessen Rahmen sich zeigte, dass im Umgang mit sprachlicher Diversität sowohl für AMS-Kund_innen als auch auf institutioneller Seite Schwierigkeiten bestehen, die sich u.a. in Sprachbarrieren und Druck auf street-level bureaucrats (Lipsky 1980) manifestieren.
Erforscht wird in dem aktuellen Projekt, wie AMS-Mitarbeiter_innen den Umgang mit sprachlicher Diversität wahrnehmen, welche Problembereiche sie diesbezüglich beschreiben sowie welche (institutionellen) Lösungsstrategien und welche Argumentationsmuster dabei identifizierbar werden. Ziel ist, manifeste und latente Strukturen und Regulierungen in Bezug auf sprachliche Praktiken innerhalb der Institution des AMS aufzuzeigen sowie deren Implikationen für die beteiligten Akteur_innen zu erforschen. Ziel ist es, die (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit durch sprachliche Praktiken untersuchen. Dabei liegt der Fokus auf dem bislang wenig erforschten Handeln staatlicher Institutionen im Kontext sprachlicher Diversität. Räumlich konzentriert sich die Studie auf Wien, wo sprachliche Diversität hier besonders ausgeprägt ist.
Das vorliegende Projekt wird von einem interdisziplinär aufgestellten Team durchgeführt. Geplant ist eine Methodentriangulation im Rahmen einer qualitativen Studie, die auf den methodologischen Prinzipien der konstruktivistischen Grounded Theory (Charmaz 2006) basiert. Zur Datengenerierung sind vorrangig problemzentrierte Interviews (Witzel 2000, Scheibelhofer 2008) und Fokusgruppen (Kamberelis and Dimitriadis 2010) mit AMS-Mitarbeiter_innen (sowohl im Kund_innenkontakt als auch auf Managementebene) geplant. Zusätzlich sollen ethnografische Beobachtungen (Spradley 2009) in regionalen Geschäftsstellen des AMS sowie Artefaktanalysen (Lueger 2010) von Publikationen des AMS durchgeführt werden.
Beratend steht dem Projektteam ein interdisziplinärer wissenschaftlicher Beirat zur Seite (Brigitta Busch, Katharina Brizic, Julia Dahlvik, Mi-Cha Flubacher, Johanna Hofbauer, Nora Ratzmann).

Literatur
Charmaz, Kathy. 2006. Constructing Grounded Theory: A practical guide through qualitative analysis. Thousand Oaks CA: Sage.
Kamberelis, George, and Greg Dimitriadis. 2010. Focus Groups: Contingent Articulations of Pedagogy, Politics, and Inquiry.
Lipsky, Michael. 1980. Street-level bureaucracy. New York, NY: Russell Sage Foundation.
Lueger, Manfred. 2010. "Visuelle Materialen: Artefaktanalyse." In Interpretative Sozialforschung: Die Methoden, edited by Manfred Lueger, 92-152. Wien: Facultas WUV.
Scheibelhofer, Elisabeth. 2008. "Combining Narration-Based Interviews with Topical Interviews: Methodological Reflections on Research Practices." International Journal of Social Research Methodology 11 (5):403-416.
Spradley, James P. 2009. Participant observation. 31. [print.] ed. Belmont [u.a.]: Wadsworth, Cengage Learning.
Statistik Austria. 2017. Demographisches Jahrbuch 2016. Wien: Statistik Austria.
Vertovec, Steven. 2007. "Super-diversity and its implications." Ethnic and Racial Studies 30 (6):1024-1054. doi: 10.1080/01419870701599465.
Witzel, Andreas. 2000. "The Problem-centered Interview." 2000 1 (1). doi: 10.17169/fqs-1.1.1132.
KurztitelArbeitsvermittlung im Kontext migrationsbedingter sprachlicher Diversität
AkronymAMIGS
StatusAbgeschlossen
Tatsächlicher Beginn/ -es Ende1/09/1930/09/21

UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung

2015 einigten sich UN-Mitgliedstaaten auf 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zur Beendigung der Armut, zum Schutz des Planeten und zur Förderung des allgemeinen Wohlstands. Die Arbeit dieses Projekts leistet einen Beitrag zu folgendem(n) SDG(s):

  • SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum