Was macht eine gute Scheidung aus?

Projekt: Forschungsförderung

Projektdetails

Abstract

Die vorliegende Studie konzentriert sich mit einem soziologischen und multiperspektivischen Fokus auf die Scheidungspraxis und Scheidungsfolgen im österreichischen Rechtssystem und ergründet, welches kollektive Verständnis über eine möglichst ‚gute‘ Scheidung auf Basis unterschiedlicher Sichtweisen und Erfahrungen mit der österreichischen Rechtspraxis besteht und zu rekonstruieren ist. Dafür wurden drei unterschiedliche Personengruppen im Rahmen von Fokusgruppen zu ihren Erfahrungen und Vorstellungen befragt (Familienrichter:innen, Berater:innen und Mediator:innen, sowie geschiedene Frauen und Männer) und die Daten anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet.

Projektergebnis

Über die Rückbindung an bestehende soziologische Erkenntnisse werden, ableitend aus den Ergebnissen, Schlussfolgerungen gezogen und Vorschläge für die Ermöglichung von ‚guten‘ Scheidungen gemacht. Diese umfassen eine möglichst frühzeitige Aufklärung der Bevölkerung über das Ehe- und Scheidungsrecht, aber auch über die partnerschaftliche Aufteilung von den ehelichen Verpflichtungen zur materiellen Versorgung der Familie durch Erwerbsarbeit und der immateriellen Versorgung der Familie, also der Sorgearbeit. Dieses Wissen könnte in weiterer Folge helfen, Macht-Asymmetrien vorzubeugen und ungleiche Positionen in Scheidungsverfahren zu vermeiden, sowohl was die ökonomische Situation als auch die Beziehung zu Kindern der beiden Ehepartner:innen betrifft. Damit könnten problematische Verfahren über Scheidungsfolgen verhindert und Schwächere frühzeitig geschützt werden. Für Kränkungen und Schuldzuweisungen aufgrund von Eheverfehlungen sollten Beratungs- und Mediationsangebote frühzeitiger, niederschwelliger und erschwinglicher Standard in Scheidungsverfahren werden. Außerdem müssten neben diesen Institutionen auch Gerichte mit mehr Ressourcen ausgestattet werden, um ‚gute‘ Scheidungen zu ermöglichen. Zudem werden Schlussfolgerungen zum Verschuldensprinzip gezogen, das zumindest von Unterhaltsfragen entkoppelt werden oder durch egalitäre Verantwortung für Sorgearbeit und eigene finanzielle Absicherung während der Ehe obsolet werden sollte.
KurztitelGute Scheidung?
StatusAbgeschlossen
Tatsächlicher Beginn/ -es Ende1/10/2331/07/24