Abstract
Gunnar Myrdal versuchte anno 1930, "versteckte Prämissen und normative Folgerungen" in ökonomischen Theorien aufzuzeigen. In seiner Auseinandersetzung (« Das Politische Element in der nationalökonomischen Doktrinbildung») argumentierte er, dass die sozialphilosophischen Spekulationen, die die Basis vieler wirtschaftswissenschaftlicher Folgerungen historisch gebildet hatten und logisch bilden, in wirtschaftswissenschaftlichen Diskussionen vernachlässigt und als implizite Theorie eingeflossen seien. Myrdals Überlegungen werden im vorliegenden Artikel auf die soziologische Theoriebildung bezogen und mit den jüngsten Erkenntnissen der postkolonialen Theorie konfrontiert. Der "Kolonialismus" wird mit den Vertretern des Ansatzes Modernität/Kolonialität (Quijano, Dussel, Mignolo) als eine Weltsicht, als ein umfassendes Denksystem verstanden, das insbesondere auf binären Aufteilungen bzw. Hierarchien fußt: allen voran die absolute Überlegenheit des "Weißen" über den "Anderen" und des Besitzenden über den Besitzlosen. An zentraler Stelle wird diskutiert, ob die koloniale Weltsicht als implizite Theorie "klassische" soziologische Theorien geprägt hat und beispielhaft dargelegt, welche kolonialen Bezüge sich in ausgewählten Texten von Weber, Marx und Durkheim aufzeigen lassen.
Originalsprache | Englisch |
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Seiten (von - bis) | 48-61 |
Seitenumfang | 14 |
Fachzeitschrift | Kultursoziologie: Aspekte, Analysen, Argumente |
Ausgabenummer | 2/15 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 27 Juni 2015 |
ÖFOS 2012
- 504018 Kultursoziologie
Schlagwörter
- Ethnozentrismus
- Kolonialismus
- Postkoloniale Theorie
- Rassismus