TY - CHAP
T1 - Dissens und Bild in Wittgensteins Vorlesungen über religiösen Glauben
AU - Kusch, Martin
PY - 2024
Y1 - 2024
N2 - Dieser Aufsatz entwickelt eine neue Interpretation von Wittgensteins ‚Vorlesungen über religiösen Glauben‘ (=VRG). Diese Interpretation lässt sich in fünf Thesen zusammenfassen: (1) VRG zufolge gibt es keine Inkommensurabilität zwischen religiösen und anderen Diskursen. (2) Die VRG erlauben, dass ein nicht-religiöser Mensch, ohne sich zu bekehren, die propositionale Einstellung und den Inhalt des religiösen Glaubens verstehen kann. (3) Ein nicht-religiöser Mensch kann Gläubige kritisieren: (a) auf der Basis der Standards der fraglichen Religion, (b) auf der Grundlage von geteilten allgemeinen Prinzipien (z. B., dass Selbstbetrug zu vermeiden ist), und (c) mit Verweis auf Prinzipien, die der nicht-religiöse Mensch mit den Gläubigen nicht teilt. (4) Die VRG schließen allerdings aus, dass ein nicht-religiöser Mensch die propositionale Einstellung des religiösen Glaubens an sich angreifen kann. Zumindest kann dies nicht aufgrund von Standards geschehen, die nicht-religiösen Menschen und Gläubigen gemeinsam sind. Und zuletzt (5), ist für den Wittgenstein der VRG ein ‚Relativismus der Distanz‘ eine plausible Reaktion auf den Mangel an religiösen und nicht-religiösen Menschen gemeinsamen Standards.
AB - Dieser Aufsatz entwickelt eine neue Interpretation von Wittgensteins ‚Vorlesungen über religiösen Glauben‘ (=VRG). Diese Interpretation lässt sich in fünf Thesen zusammenfassen: (1) VRG zufolge gibt es keine Inkommensurabilität zwischen religiösen und anderen Diskursen. (2) Die VRG erlauben, dass ein nicht-religiöser Mensch, ohne sich zu bekehren, die propositionale Einstellung und den Inhalt des religiösen Glaubens verstehen kann. (3) Ein nicht-religiöser Mensch kann Gläubige kritisieren: (a) auf der Basis der Standards der fraglichen Religion, (b) auf der Grundlage von geteilten allgemeinen Prinzipien (z. B., dass Selbstbetrug zu vermeiden ist), und (c) mit Verweis auf Prinzipien, die der nicht-religiöse Mensch mit den Gläubigen nicht teilt. (4) Die VRG schließen allerdings aus, dass ein nicht-religiöser Mensch die propositionale Einstellung des religiösen Glaubens an sich angreifen kann. Zumindest kann dies nicht aufgrund von Standards geschehen, die nicht-religiösen Menschen und Gläubigen gemeinsam sind. Und zuletzt (5), ist für den Wittgenstein der VRG ein ‚Relativismus der Distanz‘ eine plausible Reaktion auf den Mangel an religiösen und nicht-religiösen Menschen gemeinsamen Standards.
U2 - 0.1007/978-3-662-68286-9_3
DO - 0.1007/978-3-662-68286-9_3
M3 - Beitrag in Buch/Sammelband
SN - 978-3-662-68285-2
T3 - Neue Horizonte der Religionsphilosophie
SP - 49
EP - 71
BT - Religionsphilosophie nach Wittgenstein
A2 - Heinrich-Ramharter, Esther
PB - J. B. Metzler
CY - Berlin, Heidelberg
ER -