Abstract
Das Zensualen-Traditionsbuch wurde als Kopialbuch im Freisinger Skriptorium Ende des 12. Jahrhunderts angelegt. Die Vorlagen der ältesten Einträge stammen aus dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts. Zensualen begaben sich meist gegen jährliche Zinszahlung in den Schutz der Kirche. Die "libri censualium" sind eine der wichtigsten Quellen zur Sozialgeschichte Bayerns im 11.-13. Jahrhundert. - Das Zensualen-Traditionsbuch des Domkapitels Freising, betitelt Noticia censualium mancipiorum specialiter ad oblationem fratrum pertinentium (fol. 2 und ebenso auf fol. 7) wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts angelegt.
Es gehört zu den 'libri censualium' des bayerisch-österreichischen Raumes, die 'eine unerschöpfliche Fundgrube für die Untersuchung der (sozialen Schicht der) Zensualen sind, über die wir sonst so gut wie überhaupt nichts wüssten' (Ph. Dollinger, Der bayerische Bauernstand, S. 23). Diese Kirchenzinsleute zeichnet nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe aus, sondern ihre Bindung an das Hochstift. Sie begaben sich häufig durch die Aufgabe ihrer persönlichen Freiheit in den Schutz der Kirche, meist gegen einen jährlichen Kopfzins von fünf Denaren, der zum Unterhalt der Freisinger Domherren verwendet wurde. Aber auch adelige Personen, vor allem Frauen, flüchteten sich in den Schutz der Bistumsheiligen, der hl. Maria und des hl. Corbinian.
Bayerische Grafen, so vor allem Otto I. von Scheyern (1072) und sein Sohn Otto II. (1072-1110), die beide auch Vögte der Freisinger Bischöfe und des Domkapitels waren, oder 1187 Gebhard von Sulzbach (vgl. fol. 16) schenkten um des eigenen Seelenheiles willen unfreie Dienstleute, 'servientes', an Freising oder schützten mittels Traditionen an Freising Mitglieder aus ihren Ministerialenfamilien sowie deren Vermögen vor den Forderungen von Angehörigen.
Der im 12. Jahrhundert zu beobachtende Aufstieg unfreier sozialer Gruppen im Bereich von Städten und Bischofssitzen erfolgte im bayerisch-österreichischen Raum oft durch Freilassung in die Zensualität, also mittels einer persönlichen Schutzübertragung an die Bischofskirche und deren Patrone, und zwar in der für das Mittelalter typischen Kombination von Freiheit und Bindung. Demzufolge fand damals ein gründlicher Wandel in der sozialen Umgebung des Freisinger Bischofs statt, was sicher mit der Urbanisierung des Bischofssitzes zusammenhängen dürfte. Denn das Zensualen-Traditionsbuch des Domkapitels Freising führt häufig auch Personen aus der Schicht der 'suburbani' unter den Tradenten an, die sich selbst oder ihr Dienstpersonal dem Hochstift übergaben.
Es gehört zu den 'libri censualium' des bayerisch-österreichischen Raumes, die 'eine unerschöpfliche Fundgrube für die Untersuchung der (sozialen Schicht der) Zensualen sind, über die wir sonst so gut wie überhaupt nichts wüssten' (Ph. Dollinger, Der bayerische Bauernstand, S. 23). Diese Kirchenzinsleute zeichnet nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe aus, sondern ihre Bindung an das Hochstift. Sie begaben sich häufig durch die Aufgabe ihrer persönlichen Freiheit in den Schutz der Kirche, meist gegen einen jährlichen Kopfzins von fünf Denaren, der zum Unterhalt der Freisinger Domherren verwendet wurde. Aber auch adelige Personen, vor allem Frauen, flüchteten sich in den Schutz der Bistumsheiligen, der hl. Maria und des hl. Corbinian.
Bayerische Grafen, so vor allem Otto I. von Scheyern (1072) und sein Sohn Otto II. (1072-1110), die beide auch Vögte der Freisinger Bischöfe und des Domkapitels waren, oder 1187 Gebhard von Sulzbach (vgl. fol. 16) schenkten um des eigenen Seelenheiles willen unfreie Dienstleute, 'servientes', an Freising oder schützten mittels Traditionen an Freising Mitglieder aus ihren Ministerialenfamilien sowie deren Vermögen vor den Forderungen von Angehörigen.
Der im 12. Jahrhundert zu beobachtende Aufstieg unfreier sozialer Gruppen im Bereich von Städten und Bischofssitzen erfolgte im bayerisch-österreichischen Raum oft durch Freilassung in die Zensualität, also mittels einer persönlichen Schutzübertragung an die Bischofskirche und deren Patrone, und zwar in der für das Mittelalter typischen Kombination von Freiheit und Bindung. Demzufolge fand damals ein gründlicher Wandel in der sozialen Umgebung des Freisinger Bischofs statt, was sicher mit der Urbanisierung des Bischofssitzes zusammenhängen dürfte. Denn das Zensualen-Traditionsbuch des Domkapitels Freising führt häufig auch Personen aus der Schicht der 'suburbani' unter den Tradenten an, die sich selbst oder ihr Dienstpersonal dem Hochstift übergaben.
Originalsprache | Deutsch |
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Herausgeber (Verlag) | Bayerische Landesbibliothek Online |
Medium | Online |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 29 Juni 2012 |
ÖFOS 2012
- 601012 Mittelalterliche Geschichte
- 601009 Historische Hilfswissenschaften
- 605002 Kulturgeschichte
- 601016 Österreichische Geschichte
Schlagwörter
- MIttelalterliche Wirtschaftsgeschichte
- Bayerische Geschichte
- Bistum Freising
- Stadtforschung
- Stadtgeschochte
- Sozialgeschichte