Abstract
Wir diskutieren in diesem Aufsatz die Linie hinsichtlich ihrer prinzipiellen Erkenntniskraft. Die Linie stellt sich dabei als eine formale Struktur heraus, die für den Zugang zur Semantik von zweidimensionalen Darstellungen entscheidend ist. Linien sind der Schlüssel zur planimetrischen Komposition, d.h. zur Aufteilung des Bildes in der Fläche, und haben von daher auch für eine rekonstruktive Methodologie der Bildinterpretation eine wichtige Funktion. Ihre forschungspraktische Anwendung verführt oft zu einem objektivistischen Denken, das nach der einen „richtigen“ (wahren) Linie bzw. Linienstruktur sucht – ein Denken, dem dieser Aufsatz vorbeugen möchte. Dagegen machen wir die Idee stark, Linien als Mittel des Erkennens, im Sinne eines sehenden Sehens, einzusetzen. Die Eigenlogik bildlicher Darstellungen lässt sich vor diesem Hintergrund als bildspezifisches, implizites Wissen formulieren, in welchem die Linie eine zentrale Rolle spielt. Mit dem hier vorgetragen Versuch, die Linie als Element von implizitem, alltäglichem Wissen zu explizieren, begründet sich ihre Anwendung bei der Bildinterpretation oder -analyse jenseitskunstgeschichtlicher Diskurse auch sozialwissenschaftlich. Zum Abschluss werden die Überlegungen an einem Werbebild exemplifiziert.
Originalsprache | Deutsch |
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Seitenumfang | 38 |
Fachzeitschrift | Journal für Psychologie: Theorie - Forschung - Praxis |
Jahrgang | 20 |
Ausgabenummer | 3 |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2012 |
ÖFOS 2012
- 501 Psychologie
- 604019 Kunstgeschichte
- 605004 Kulturwissenschaft