Mehrsprachig(es) Lesen 2.0?. Multimodalität, Heteroglossie und Translingualität in der digitalen Textwelt

Nadja Kerschhofer-Puhalo

Veröffentlichungen: Beitrag in FachzeitschriftArtikelPeer Reviewed

Abstract

Durch Prozesse der Globalisierung und Digitalisierung, die nicht nur den globalen Austausch von Waren, Technologien und Personen ermöglichen und intensivieren, sondern auch die Mobilität von Texten und kommunikativen Praktiken, erleben wir eine allmähliche Erweiterung und Transformation unserer Lese- und Schreibgewohnheiten, unseres Umgangs mit verschiedenen Medien, Genres, Sprachen und Redeweisen, unseres Gebrauchs von nicht-sprachlichen Modalitäten (Bilder, Emojis etc.) und letztlich unseres gesamten Repertoires an technologischen, sprachlichen und literalen Kompetenzen. Die Möglichkeit zu translokaler Kommunikation im Web 2.0 über geographische, politische und soziale Räume und Grenzen hinweg vernetzt Menschen mit unterschiedlichen kommunikativen Ressourcen und fördert die Auseinandersetzung mit verschiedenen Sprachen, Codes und Redeweisen. Besonders in der digitalen Textwelt manifestiert sich Mehrsprachigkeit nicht nur als Kopräsenz verschiedener Sprachen/Codes/Idiome, sondern – im Sinne der literatur- und sprachphilosophischen Arbeiten des Russen Michail Bachtin – auch als Vielstimmigkeit und Redevielfalt (Polyphonie und Heteroglossie) der Gesellschaft, die ihren Widerhall nicht nur in literarischen Gattungen wie dem Roman, sondern – wie hier gezeigt werden soll – auch in der Welt digitaler Texte findet. Themen dieses Beitrags sind nicht nur mehrsprachige Texte, die in mehr als einer Sprache geschrieben sind, oder die Mehrsprachigkeit von Autor*innen und Leser*innen, sondern die Auseinandersetzung mit einem Text in Form eines dialogischen Austausch zwischen Text, Text-Rezipierenden und Text-Produzierenden. Dieser Beitrag möchte dazu inspirieren, das Thema „Mehrsprachig(es) Lesen“ nicht nur als Lesen von Mehrsprachigem, z.B. von Texten in mehreren Sprachen/Codes/Idiomen zu betrachten, sondern auch als Lesen auf mehrsprachige Art und Weise, um die Vielsprachigkeit, Vielstimmigkeit, Formen- und Redevielfalt, die jedem Text innewohnt, zu erkennen. Mit dem hier präsentierten MODIPLAC-Modell wird die Aufmerksamkeit der Schüler*innen auf die sprachlichen und nicht-sprachlichen Mittel, Codes und Modalitäten des Textes (Mehrsprachigkeit und Multimodalität) wie auch auf die im Text vertretenen Stimmen, Ausdrucksformen und Diskurse (Heteroglossie und Polyphonie) gelenkt.
OriginalspracheDeutsch
Seiten (von - bis)25-37
FachzeitschriftDer Deutschunterricht
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2020

ÖFOS 2012

  • 503007 Didaktik
  • 602048 Soziolinguistik

Zitationsweisen