Hinduismus versus Hindutva. Indien im Griff der Hindu-Nationalisten?

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Vortragsprogramm: Religion und Politik - Der säkulare Staat und seine Religionen

Das B. Brecht´sche Motto: „Zuerst das Fressen, dann die Moral“ verstösst mehrfach gegen die Menschlichkeit. Zunächst unterscheidet sich der Mensch aus seinem Urtrieb vom Raubtier. Es schlingt nichts Rohes und sauft nichts Verdorbenes, sondern bereitet Mähler mit Gekochtem und Vergorenem. Sodann aber bringt er stets eine Erstlingsgabe dar: Den ersten Schluck, den ersten Wurf, die erste Feld- und Gartenfrucht bringt er dem Geber alles Guten dar. Dazu facht er Feuer an, heiligenden Brand am Herd und farbenschenkendes Licht im umzäunten Schutzbereich der Wohnhöhle. Wer aber wandelt Rohes und Dumpfes und erhält damit das dargereichte und vorbehaltene Leben? „Von vorne und hinten umfängst Du mich.“

Ist Menschenleben nicht doch zur Gestaltung der Welt gegeben? Wird die wilde Welt nicht durch ihn erst Kult- und Kulturraum. Spart er nicht das göttliche Fanum aus seinem menschlichen Profanum? Wird er aus dem Heiligtum entlassen, entsandt oder erhebt er nicht am heiligen Ort den Bau, die heilige Feier und Feste erst aus sich? Wäre dann nicht heiliger Geschichtsraum, Kultstätte, Kirchenbau erst von ihm aus entschlossen und aufgeführt? Mancupatus und Frevel oder Emanzipation und Heiligung, Anerkennung der Gesellschaft und des Staates von den Religionen aus oder umgekehrt? In die Welt gestoßen, abgenabelt, um wieder heimzufinden- doch mit jeder Bewegung mehr auf sich gestellt zu sein. Sprechen lernen, um Wort zu führen. Es gibt keine religiöse Vereinnahmung der Welt, vielmehr erwachsen aus dieser Welt freie Opfergaben, zunächst wohl mit Menschen zu teilen. Barmherzigkeit will ich nicht Opfer!

Israel hat im Großreich Ägypten oder Persien, später Rom unter staatlicher Vorherrschaft, doch nie unter Vormundschaft gelebt. Es wusste es genau, wie sehr der Pharao oder Großkönig, Imperator oder Kaiser von Gott abhängig waren. „Du hättest keine Macht über mich, wäre sie dir nicht von oben her gegeben!“(Jo19,11). Jesus unterwarf sich der Staatsgewalt ebenso, wie er sein Leben lang dessen Steuerhoheit anerkannte. Kaiser und Gott sind in dieser Welt gespaltete Gewalten. Jus divinum et jus profanum haben keine Rangordnung, sie stehen gleichzeitig und zwar nebeneinander.

In dieser Welt ist der verfassungswechselnde Staat jener Souverän, der die Religionen in ihrem Eigenrecht anerkennt und sie gleichrangig mit jenen ethischen Werten betraut, die er zur Erstellung und Durchsetzung der Menschenrechte benötigt.
Period18 May 2021
Held atForum für Weltreligionen (Ökumenische Arbeitsstelle für interreligiösen Dialog und interreligiöse Zusammenarbeit), Austria