14. Dezember 2023, 06:57
Das Sema-Ritual, ein getanztes Gebet der wirbelnden Derwische, entfaltet seine Zeremonie stets mit der Lobpreisung des Propheten Mohammed und dient den Sufis als Mittel zur Vertiefung ihres Gebets zu Gott, dem Zikr.
In seiner Gänze stellt es die verschiedenen Etappen auf dem Pfad zu Gott dar, wobei jedem Element der Zeremonie eine tiefe symbolische Bedeutung zukommt. Mit dem Abwurf des dunklen Umhangs lassen die Derwische die weltlichen Belange hinter sich und beginnen sich in tiefer Versunkenheit zu Gott zu drehen.
Im Ritual symbolisiert der Derwischhut den Grabstein und das weiße Gewand das Sterbegewand des Egos. Wenn zu Beginn des Sema die Derwische den schwarzen Umhang ablegen, repräsentiert dies eine Neugeburt in der Wahrheit. Die gekreuzten Arme symbolisieren die Zahl "Eins" als Zeugnis für die Existenz des einen Gottes ("Allah" bedeutet "der eine Gott").
Während sich die Derwische von rechts nach links drehen, umarmen sie symbolisch in Liebe die gesamte Menschheit. Mit ihrer rechten Hand, nach oben zum Himmel geöffnet, erbitten sie Gottes Gnade und Empfang seiner Barmherzigkeit, während die linke Hand, auf die der Semazen seinen Blick richtet, zur Erde zeigt und so Gottes Gaben weiterreicht. Rumi erklärte, dass "die Sufis während des Semas einen anderen Klang hören - den von Gottes Thron".
Inmitten der zunehmenden Ekstase der tanzenden Derwische wird die Trennung aufgehoben und eine Verbindung mit dem Kosmos hergestellt. Die Drehungen der Derwische symbolisieren diese kosmische Verbindung, ähnlich den Planeten, die um die Sonne kreisen. Gemäß der sufischen Lehre verbindet die Liebe als die alles bewegende Kraft des Kosmos den Mittelpunkt, also Gott, mit den ihn umkreisenden, von ihm angezogenen Einzelnen, also den Planeten.