Als Sohn eines angesehenen mystischen Theologen in Balch, im heutigen Nordafghanistan, geboren, floh Rumi als Jugendlicher kurz vor dem Einfall der Mongolen im Jahr 1220 mit seiner Familie in den Westen. Nach einer langen Wanderung ließ sich die Familie im anatolischen Konya, der damaligen Hauptstadt des Seldschukenreichs, nieder, wo Rumi bis zu seinem Tod lehrte.
Rumis Şeb-i Arûs oder Hochzeitsnacht
Rumi beschrieb, wie es für Sufis typisch ist, den Tod mit der Metapher der „Hochzeit“, eine Art intensivere spirituelle Vereinigung mit Gott. Der Todestag des berühmten islamischen Mystikers, der am 17. Dezember 1273 in Konya verstarb, wird als Şeb-i-Arus bezeichnet. Das bedeutet wörtlich übersetzt „Brautnacht“ oder „Hochzeitsnacht“, die als „Wiedervereinigung“ des Mystikers mit seinem „Geliebten“, also Allah, verstanden wird.
Sara Kuehn
ist Lektorin am Institut für Islamische Theologie der Universität Wien
In einem Vers in seinem Divan findet sich folgende Aussage:
„Wenn du mein Begräbnis siehst, sprich nicht von Trennung. Es ist Zeit, mich mit dem Geliebten zu vereinen.“
Rumi erkannte also den Tag seines Todes als „Wiedersehen mit dem Schöpfer“. Für Rumi entsteht die Beziehung zwischen Gott und Mensch jedoch nur, wenn eine gegenseitige dynamische Liebe zwischen dem Gläubigen und dem Geglaubten aktiv wird:
„Der Liebende sucht die Vereinigung, auch wenn sein Geliebter ihn nicht suchte.“
Noch heute strömen jedes Jahr viele Pilger aus aller Welt in die zentralanatolische Stadt Konya, um Rumis Şeb-i-Arus beizuwohnen. Sie besuchen das Grab des Mevlana, „unseres Meisters“ – wie Rumi genannt wird – und sprechen gemeinsam Bittgebete (dua).