Rumis Schülerinnen
Zum 750. Todestag des persischen Mystikers Rumi – In der Mevlevi-Sufi-Tradition, die auf Mevlana Rumi zurückgeht, wurden Frauen immer tief respektiert, geehrt und zur Beteiligung an sämtlichen Aspekten des spirituellen Weges eingeladen.
15. Dezember 2023, 7.00 Uhr
Es gab Mevlevi Shaykhas, spirituelle Lehrerinnen, die sowohl Frauen als auch Männer unterwiesen. Mevlana selbst zählte viele Schülerinnen zu seinen Anhängern, und Frauen wurden ermutigt, an der Sema teilzunehmen, der musikalischen Wirbelzeremonie der Mevlevis.
Die Frau ist ein Strahl Gottes
Frauen hielten üblicherweise ihre eigenen Semas ab, jedoch gab es auch gemeinsame Zeremonien mit Männern. Eine der bedeutendsten Schülerinnen von Mevlana war Fakhr an-Nisa. Vor einigen Jahren beschloss man, ihr Grab zu rekonstruieren, da es renoviert und verlegt werden musste.
Das frühere geistliche Oberhaupt des Mevlevi-Ordens, Shaykh Suleyman Hayati Dede, der 1986 starb, war anwesend, als Fakhr an-Nisa exhumiert wurde. Er berichtete, dass ihr Leichnam nach der Exhumierung völlig unversehrt gewesen sei und einen Rosenduft verströmt haben soll.
Rumi spricht in seiner Poesie oft wunderschön über das Weibliche und stellt die Frau als das vollkommenste Beispiel der schöpferischen Kraft Gottes auf Erden dar. In seinem Masnavi sagt Rumi:
„Die Frau ist ein Strahl (nūr) Gottes. Sie ist nicht nur die irdische Geliebte: Sie ist schöpferisch, man könnte sagen, sie wurde nicht erschaffen.“
Das Sema-Ritual
Rumi ermutigte Frauen dazu, religiöse Schulen zu besuchen, und er begrüßte ihre Teilnahme am Sema-Ritual. Bei diesen Sema streuten die Schülerinnen Rosen- und Jasminblüten über Rumi und folgten ihm in wirbelnden Tanz. Aus diesen Rosenblättern fertigten die Frauen später Segensgaben an.
Umgeben von Rosen sprach Rumi bis Mitternacht „mystische Bedeutungen und Geheimnisse“. Ein zeitgenössischer Bericht beschreibt, wie die verzückten Frauen in Ekstase gerieten, als Rumi mit der Aufführung des Sema begann. Ein ekstatischer Zustand überkam die Versammelten, sodass sie nicht mehr zwischen ihren Köpfen und Beinen oder ihren Schleiern und Socken unterscheiden konnten.