Mediatisierte Welten

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Abstract

Ausgangspunkt für die Forschung, die in der dritten und letzten Phase des von der DFG geförderten Schwerpunktprogramms 1505 „Mediatisierte Welten“ erfolgt, sind empirische Hinweise darauf, dass der medientechnologische Fortschritt und das normalisierte Medienhandeln in mediatisierten Welten (nicht-intendierte) Nebenfolgen zeitigt. Diese Nebenfolgen werden unter verschiedenen Begriffen und Aspekten diskutiert und werden zum Gegenstand alltäglichen Handelns wie unternehmerischer Strategien. Unser Ausgangspunkt ist also die Feststellung, dass Mediatisierung in ihren wahrnehmbaren Konsequenzen bzw. Begleiterscheinungen dergestalt von einem latenten Hintergrundprozess zu einem manifesten Problem (gemacht) wird. Auch in diesem Projekt wollen wir an unserem Fokus auf Anbieter, d. h. an Kommerzialisierung als Kontext von Mediatisierung festhalten. Auf Nebenfolgen reagieren Anbieter einerseits, indem sie öffentlich thematisierte Folgen, d. h. Ambivalenzen und Risiken des verbreiteten Medienhandelns und evozierter Formen des Rückzugs, der Privatisierung oder der Anonymisierung in der kommerziellen Gestaltung und Verbreitung von Medientechnologien aufgreifen. Andererseits sind kommerzielle Akteure mit ökonomisch riskanten Nebenfolgen ihrer eigenen, früheren Mediatisierungsmaßnahmen konfrontiert und reagieren, indem sie versuchen, Nutzeraktivitäten in den von ihnen bereitgestellten Medienumgebungen zu de-quantifizieren, zu ent-schleunigen, zu de-optionalisieren etc. Weil diese drastischen Modifikationen der technischen Funktionsgrundlagen und der Benutzeroberflächen digitaler Medien das medienbezogene Handeln aller Nutzer betreffen, ist mit ihnen zumindest impliziert, dass sich die Kernaktivitäten in mediatisierten Welten nachhaltig verändern. Handlungsentwürfe und Maßnahmen, die gezielt gegen verschiedene Mediatisierungstendenzen gerichtet sind, beschreiben und analysieren wir im Projekt unter dem Titel De-Mediatisierung.
Wie in der ersten und zweiten Phase des Teilprojektes werden kommerziell bereitgestellte und betriebene Medienumgebungen heuristisch als Gegenstand spannungsreicher Wechselwirkungen zwischen Konzeption, Angebot, Verbreitung, Aneignung und Anpassung und damit als Aushandlungsfläche des sozio-technischen Wandels von Kultur verstanden. Gegenstand in der dritten Phase sind nun gezielt solche Fälle und Forschungsfelder, die von Anbietern als mögliche Lösung für die permanente Nebenfolgenanfälligkeit digitaler Angebote bzw. als Antwort auf Problematisierungen von und Kritiken an Mediatisierungstendenzen, wie sie sich in Alltagspraktiken der Mediennutzung und -beurteilung und in öffentlichen Diskursen niederschlagen, verstanden werden.
Das Projekt zielt erstens darauf, das Verständnis für reflexive Gegenentwürfe im Rahmen der Kommodifizierung digitaler Medien und deren Konsequenzen zu vertiefen. Zweitens soll der bislang als fortschrittsgetrieben verstandene Mediatisierungsprozess auf reflexivmoderne Wendepunkte hin betrachtet werden, an denen Mediatisierungskonsequenzen dezidiert hinterfragt und Alternativen entwickelt werden, die im Hinblick auf ihre mögliche Institutionalisierung zu rekonstruierten sind. Damit wird drittens die bereits aufgenommene Theorie- und Methodologiearbeit weitergeführt, mit der die in den drei Förderungsperioden gewonnenen Einsichten zum Prozess Reflexiver Mediatisierung integriert und ein prozessanalytisches Instrumentarium für Mediatisierungsforschung bereitgestellt werden sollen.

Projektleitung: Univ.-Prof. Dr. Michaela Pfadenhauer
Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (im Rahmen des Schwerpunktprogramms 1505 „Mediatisierte Welten“)
Laufzeit: 04/2015 – 03/2017
Short titleMediatisierung als Geschäftsmodell III
StatusFinished
Effective start/end date15/09/1430/06/17