TY - JOUR
T1 - Laterale Änderungen entlang der Alpin-Karpatischen Überschiebungsfront im Bereich der Waschberg-Zdanice Einheit (Österreich - Tschechien)
AU - Decker, Kurt
AU - Hölzel, Monika
AU - Strauss, P.
AU - Wagreich, Michael
AU - Zamolyi, Andras
N1 - Im Rahmen des Projektes FA 536001 - Karpatian Tectonics I publiziert
PY - 2008
Y1 - 2008
N2 - Die Überschiebung der Alpin-Karpatischen Decken auf den europäischen Konintentalrand ist durch komplexe Deformation des authochtonen europäischen Vorlandes und der überschobenen Einheiten gekennzeichnet. Im Rahmen des Karpat-Projektes, einer Zusammenarbeit der Universität Wien mit der OMV AG, wurde die Geometrie und der Zeitpunkt von Deformationsphasen innerhalb der überschobenen Decken und Deckenteile untersucht. Die Interpretation von 2D und 3D seismischen Profilen konzentrierte sich auf zwei Gebiete innerhalb der Waschberg-Zdanice Einheit in Niederösterreich, das sich im Übergangsbereich zwischen den Ostalpen und den Karpaten befindet. Die beiden Kartierungsgebiete sind ungefähr 40 km voneinander entfernt. In einem Schnitt parallel zur Hauptbewegungsachse liegt jedoch das nördlichere Gebiet weiter im Nordwesten als das Südlichere. In beiden Gebieten dominieren störungsgebundene Faltung über flachen und langgezogenen Abscherhorizonten und die damit verbundene Bildung von Growth Strata das strukturelle Inventar. Ebenso ist der Zeitraum der Bildung dieser Strukturen in beiden Kartierungsgebieten im unteren Karpatium (~ 17,5 Ma) anzusetzen. Die Gleichzeitigkeit der Entstehung ähnlicher Strukturen in Positionen mit unterschiedlichem Abstand zur Überschiebungsfront deutet auf eine starke laterale Gliederung derselben hin. Diese Gliederung erfolgt durch Duplex-Strukturen, laterale Rampen und invertierte Abschiebungen.
Growth Strata grenzen die Aktivität der Überschiebungen und der Deformation des autochthonen europäischen Vorlands sehr genau auf den Zeitraum von Eggenburg (20,5 Ma) bis unteres Badenium (~16,0 Ma) ein. Innerhalb dieser können aufgrund der hohen stratigraphischen Auflösung mehrere distinkte Phasen der Deformation der allochthonen Einheiten und des Vorlands definiert werden, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Spannungskopplung durch die Basisüberschiebung des Orogenkeils stehen. Die seismische Kartierung und zusätzliche strukturgeologische Geländearbeit untermauern folgendes Bild: (1) Deformation des europäischen Vorlandes weit vor den überschobenen Waschberg-Zdanice Einheiten. Hierzu gehören sinistrale Reaktivierung von variszischen Transformstörungen, wie das Diendorf-System. (2) Zwei Bewegungsperioden, die durch die Bildung von Eggenburg-Ottnangischen (~ 18 Ma) und Karpatischen (~ 17 Ma) growth strata datiert werden konnten. Zwischen diesen Perioden herrschte eine Zeit von tektonischer Ruhe im Untersuchungsgebiet. In diesem, beide Perioden umfassenden Zeitraum kam es zur Bildung einer growth trishear fold. (3) out-of-sequence Überschiebung im hinteren Bereich des Orogenkeils, die den hinteren Schenkelbereich der growth trishear fold schneiden. Die Richtung der oberkarpatischen (~16,6 Ma) Falten- und Überschiebungsbaues ist durch die 3D Geometrie der Störungen sehr gut bekannt. Diese Störungen können sowohl in den seismischen Profilen, als auch in Geländedaten kartiert werden. Aus diesen Daten läßt sich auf eine NW-gerichtete Überschiebung schließen. Die Geländedaten zeigen auber auch ein NNE-gerichtetes Verkürzungsereignis hin. (4) Die Termination des Falten- und Überschiebungsereignisses wird durch die Entstehung von Extensionsbecken auf dem Allochthon angezeigt. Die Extension kann durch growth strata von Badenischem ¿ Pannonischen Alter (~16,0 bis 10 Ma) datiert werden. Aufschlussdaten und Erkenntnisse aus den seismischen Profilen zeigen, dass wahrscheinlich alle aufgelisteten Deformationsereignisse gleichzeitig mit Versätzen an NNE-NE streichenden sinistralen Seitenverschiebungen erfolgten.
AB - Die Überschiebung der Alpin-Karpatischen Decken auf den europäischen Konintentalrand ist durch komplexe Deformation des authochtonen europäischen Vorlandes und der überschobenen Einheiten gekennzeichnet. Im Rahmen des Karpat-Projektes, einer Zusammenarbeit der Universität Wien mit der OMV AG, wurde die Geometrie und der Zeitpunkt von Deformationsphasen innerhalb der überschobenen Decken und Deckenteile untersucht. Die Interpretation von 2D und 3D seismischen Profilen konzentrierte sich auf zwei Gebiete innerhalb der Waschberg-Zdanice Einheit in Niederösterreich, das sich im Übergangsbereich zwischen den Ostalpen und den Karpaten befindet. Die beiden Kartierungsgebiete sind ungefähr 40 km voneinander entfernt. In einem Schnitt parallel zur Hauptbewegungsachse liegt jedoch das nördlichere Gebiet weiter im Nordwesten als das Südlichere. In beiden Gebieten dominieren störungsgebundene Faltung über flachen und langgezogenen Abscherhorizonten und die damit verbundene Bildung von Growth Strata das strukturelle Inventar. Ebenso ist der Zeitraum der Bildung dieser Strukturen in beiden Kartierungsgebieten im unteren Karpatium (~ 17,5 Ma) anzusetzen. Die Gleichzeitigkeit der Entstehung ähnlicher Strukturen in Positionen mit unterschiedlichem Abstand zur Überschiebungsfront deutet auf eine starke laterale Gliederung derselben hin. Diese Gliederung erfolgt durch Duplex-Strukturen, laterale Rampen und invertierte Abschiebungen.
Growth Strata grenzen die Aktivität der Überschiebungen und der Deformation des autochthonen europäischen Vorlands sehr genau auf den Zeitraum von Eggenburg (20,5 Ma) bis unteres Badenium (~16,0 Ma) ein. Innerhalb dieser können aufgrund der hohen stratigraphischen Auflösung mehrere distinkte Phasen der Deformation der allochthonen Einheiten und des Vorlands definiert werden, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Spannungskopplung durch die Basisüberschiebung des Orogenkeils stehen. Die seismische Kartierung und zusätzliche strukturgeologische Geländearbeit untermauern folgendes Bild: (1) Deformation des europäischen Vorlandes weit vor den überschobenen Waschberg-Zdanice Einheiten. Hierzu gehören sinistrale Reaktivierung von variszischen Transformstörungen, wie das Diendorf-System. (2) Zwei Bewegungsperioden, die durch die Bildung von Eggenburg-Ottnangischen (~ 18 Ma) und Karpatischen (~ 17 Ma) growth strata datiert werden konnten. Zwischen diesen Perioden herrschte eine Zeit von tektonischer Ruhe im Untersuchungsgebiet. In diesem, beide Perioden umfassenden Zeitraum kam es zur Bildung einer growth trishear fold. (3) out-of-sequence Überschiebung im hinteren Bereich des Orogenkeils, die den hinteren Schenkelbereich der growth trishear fold schneiden. Die Richtung der oberkarpatischen (~16,6 Ma) Falten- und Überschiebungsbaues ist durch die 3D Geometrie der Störungen sehr gut bekannt. Diese Störungen können sowohl in den seismischen Profilen, als auch in Geländedaten kartiert werden. Aus diesen Daten läßt sich auf eine NW-gerichtete Überschiebung schließen. Die Geländedaten zeigen auber auch ein NNE-gerichtetes Verkürzungsereignis hin. (4) Die Termination des Falten- und Überschiebungsereignisses wird durch die Entstehung von Extensionsbecken auf dem Allochthon angezeigt. Die Extension kann durch growth strata von Badenischem ¿ Pannonischen Alter (~16,0 bis 10 Ma) datiert werden. Aufschlussdaten und Erkenntnisse aus den seismischen Profilen zeigen, dass wahrscheinlich alle aufgelisteten Deformationsereignisse gleichzeitig mit Versätzen an NNE-NE streichenden sinistralen Seitenverschiebungen erfolgten.
M3 - Meeting Abstract/Conference Paper
VL - 49
SP - 120
EP - 120
JO - Journal of Alpine Geology
JF - Journal of Alpine Geology
SN - 1563-0846
ER -